...die Schule im Herzen der Elbvororte!
...die Schule im Herzen der Elbvororte!
 

 

Liebe Eltern,

 

Und wieder einmal lösen ein paar Einzelmeinungen im richtigen Medium platziert eine riesige Lawine aus. Und die Lösung scheint so simpel: Machen wir einfach wieder alles so wie früher, dann wird alles viel besser, denn zu unserer Zeit sind ja alle begeistert zur Schule gegangen und haben nur allerbeste Leistungen erbracht, oder?

 

Worum geht es:
Im Anfangsunterricht der Schulen wird „lautiert“.
Soll heißen: Die Kinder lernen, wie Buchstaben klingen und versuchen, sie aus den Wörtern herauszuhören. Gelingt bei manchen („lautreinen“) Wörtern wunderbar (z.B. „Banane“) – bei anderen nur sehr begrenzt, gerade auf weihnachtlichen Wunschzetteln finden sie da wunderbare Selbstversuche (Empädreipleia = MP3-Player…).

 

Diese Methode ist nicht etwa „neu“ und vom Schweizer Jürgen Reichen „erfunden“ worden, wie es auch große Magazine nun ungefiltert in die Welt streuen. Im Gegenteil, sie ist bereits etwas sehr Altes. Vorläufer der heute verwendeten Anlauttabellen waren die Fibeln (ursprünglich: „Abecedarien“), die in der Urform immer ein passendes Bild zu jedem Buchstaben zeigten.

Erinnern Sie sich an die Szene in Pippi Langstrumpf, wo Pippi in die Schule geht und die tollsten Storys erzählt, als die Lehrerin ihr die „S-Karte“ mit der Schlange (schwedisch: snok) zeigt?

 

Allerdings haben viele, gerade der jetzigen Elterngeneration, das Lesen und Schreiben tatsächlich anders gelernt. In Folge der großen Bildungsreformen, die durch die 68er Bewegungen ausgelöst wurden, wurden auch die Grundschulbücher viel sachlicher, nüchterner und (so hoffte man damals) „wissenschaftlicher“. Bunte Tiere und Bildchen zu jedem Buchstaben passten nicht mehr ins Bild, der klare, sachliche Druck stand im Vordergrund (blättern Sie mal auf einem Flohmarkt diese Schulbücher durch, spannend – und furchterregend freudlos…!)


Die Ganzwortmethode (die schon immer mit Lautieren einherging) rückte stärker in den Fokus – mit bizarren Auswüchsen:

Vom ersten Schultag an wurden ganze Wörter auswendig gelernt und fein säuberlich abgeschrieben.
Die Fibeln entwickelten sich rasch zu einer Art „Grundwortschatzbuch“ und nach einer Woche konnte man dann „Oma ruft Ute“ prima schreiben. Oder „Ute ruft Oma“. Oder „Ruft Oma Ute“, oder…

 

 

Es ist sicherlich richtig: Die Wörter, die die Kinder der 70er und 80er Jahre in ihre Hefte der ersten Schuljahre schrieben, waren deutlich richtiger und vermutlich auch sauberer geschrieben. Aber Schreiben verkümmerte rasch zum Selbstzweck. Die Funktion, seine eigenen Gedanken und Überlegungen ausdrücken und vermitteln zu können, erfüllte es die ersten Schuljahre überhaupt nicht. Erinnern Sie sich noch an das wunderbare Auswendiglernen von Diktaten? Haben Sie damals mal über den Sinn nachgedacht, den es brachte, von 70.000 gebräuchlichen deutschen Wörtern genau diese 30 Stück ein bis zwei Wochen fleißig auswendig zu pauken? Und mal ehrlich: Hat Ihre Mama Ihnen beim Üben erklärt WARUM bei „Karussell“ „s“ und „l“ doppelt sind, und nicht „r“ – oder haben Sie es einfach „geschluckt“?

Ein schnell erkennbarer Nebeneffekt: Ein paar ganz brave, genügsame Kinder (häufig die Mädchen) kamen damit prima aus und freuten sich über jedes Lob, wenn sie „alles richtig gemacht“ hatten (wobei die Motivation durch das „Lob-Sammeln“ begründet wurde, nicht durch das Lernen an sich...).

 

Für viele andere Kinder war Schreiben einfach nur „schrecklich langweilig“ – auch wenn die Vorfreude auf Schule („dann kann ich endlich schreiben“) vorher sehr groß war.

 

Insbesondere für intelligente und leistungsstarke Kinder war diese geistige Limitierung ein heftiger Motivationskiller. Man achte hier auf das große deutsche PISA-Problem: Unser Mittelfeld ist nicht schlecht, aber wir gaben den Stärksten zu wenig Möglichkeiten, wirklich etwas zu leisten…!

 

Vermutlich haben Sie schon fast alle mal die kleine Ausstellung von Aufsätzen der Zweitklässler zu Beginn und zum Halbjahr der Klasse 2 vor unserem Schulsekretariat gesehen. Ist Ihnen auch die kopierte Schulbuchseite eines 80er-Jahre-Schulbuches für den gleichen Zeitpunkt aufgefallen, die ich dazwischen gehängt habe? Während unsere Zweitklässler teils mehrseitige phantasievolle (und lesbare) Geschichten schrieben, sollten in den 80ern in Klasse 2 zehn Wörter wie „Puppe“, „Boot“ usw. mit dem richtigen Artikel zusammen („das Boot“) ins Heft abgeschrieben werden. In Anspruch und Qualität liegen dazwischen Welten…


Zudem trennte sich der Prozess des Lesen-Lernens vom Schreiben-Lernen damals deutlich ab. Die Lernwörter reichten zum Lesen nicht aus und man musste hier mühsam zusätzlich eine Form des Lautierens erarbeiten, die dann aber wiederum keinen Bezug zum Schreiben bekam. Dies ist heute wieder ganz anders und erklärt, warum sich so viele Eltern der Klasse 1 wundern, wie viel und wie schnell ihr Kind plötzlich lesen kann.

 

Das Auswendiglernen hatte aber eine noch viel stärkere Nebenwirkungen, die vor gut 30 Jahren zu heftigen Debatten über stark nachlassende Rechtschreibleistungen von Schülern und Berufsanfängern führten (jaja, auch damals schon…): Es war ziemlich schwierig, die gesamte Rechtschreibung in Ganzwortmethode auswendig zu lernen…

 

Das Erlernen der Rechtschreibregeln setzte damals allerdings erst deutlich später ein, als die meisten Schüler sich schon an „ich lerne das Wort einfach auswendig“ gewöhnt hatten – und für viele Schüler blieben Rechtschreibregeln ein „Buch mit sieben Siegeln“, da sie den Bezug für ihre Lebenswirklichkeit nicht erkannten (bestimmt gibt es auch unter Ihnen welche, die sich bis heute fragen, wozu sie Begriffe wie „Substantive, Adjektive, Konsonanten usw.“ eigentlich lernen mussten!).

 

Der zentrale Wortschatz im Deutschen (also die häufigsten Wörter ohne Spezialbegriffe) umfasst 70.000 Wörter, der absolute „Grundwortschatz“ (viele kennen den Begriff noch von den alten Grundschulwörterbüchern der 80er Jahre) beläuft sich auf immerhin 1200 Wörter.

In vier Jahren Grundschulzeit bei 38 Unterrichtswochen müssten die Kinder dafür pro Schulwoche zehn Wörter auswendig lernen, was auf den ersten Blick nicht viel erscheint, jedoch durch jeden anderen Unterrichtsinhalt, jede andere Woche, jede Erkrankung usw. sehr schnell ganz andere Dimensionen erreicht.

 

Leider sind es genau diese Faktoren, die die „grundschulfernen Grundschulexperten“ oft gar nicht kennen… (s.u.). Und nach der Grundschule ist ja nicht schon Schluss:

Der Wortschatz von 15-Jährigen beläuft sich auf ca. 12.000 Wörter, viel Spaß beim auswendig lernen…

 

Gott sei Dank lernt unser Gehirn nicht nur auswendig – sondern denkt auch mit. Und genau das ist der Ansatz, der sich seit vielen Jahren nun schon durchgesetzt hat.

 

 

Wie wir es machen:
Es ist richtig: Der Schweizer Jürgen Reichen hat mit vielen Vorträgen etc. das Lautieren „zurück“ in die Schulen gebracht. Und er hat die vielen Fibel-Seiten in einer Tabelle zusammengeführt. Heute hat so ziemliche jeder Verlag seine eigene und mancher Pädagoge auch. Die Arbeit mit solchen Tabellen ist in wenigen Jahren absolut einheitlicher Standard geworden.


Wer ein bisschen mitverfolgt, wie unglaublich langsam sich das Bildungssystem normalerweise in den Schulen real (nicht nur in Bildungsplänen) verändert, der kann schon an diesem vermutlich einmalig schnellen Wandel bis hinein in die letzten provinziellen Dorfschulen erkennen, dass für das Lautieren ein echter Bedarf bestand, die positiven Effekte bei den Schülern extrem hoch gewesen sind (und Rechtschreibung ist nicht das einzige Ziel von Schule!) – und wie dringend notwendig es war, die Methodik der 70er und 80er Jahre wieder fallen zu lassen.

 

Reichen war (und ist) aber teilweise auch „Exot“. So war er z.B. der Meinung „korrigiert wird gar nicht, das kommt alles von alleine“. Nein, tut es nicht!
In den vergangenen 15 Jahren habe ich allerdings in insgesamt vier Bundesländern keinen einzigen Lehrer gesehen, der wirklich nach Reichens Methode arbeitet – an unzähligen Schulen (durch Fortbildungstätigkeit bin ich ganz gut herumgekommen…).  Zum Spiegel-Leitartikel müsste man daher eigentlich sagen: „Thema komplett verfehlt“…

 

Lehrer sind da nämlich auch wie Kinder: Sie lernen nicht nur auswendig, sondern denken auch nach (man soll es kaum glauben…)


Daher hat sich auch das Lautieren an allen Schulen stark weiterentwickelt und bringt gezielte Portionen „Ganzwortmethode“ und „Regelwissen“ längst mit ein. Von guten Lehrern ist dies sowieso der Grundsatz: Sie nehmen sich von allem nur das Beste.


Das Lautieren bietet Ihrem Kind einen schnellen, motivierenden Start ins Schreiben – und einen noch schnelleren Zugang zum Lesen. Das Kind lernt, sich auszudrücken und kann früh all seine Gedanken zu Papier bringen.

 

Es ist falsch, wie oft in den Medien berichtet, dass Sie ein Kind „anlügen müssen“ und sagen „jetzt ist das richtig (aber später ist es falsch)“. Ein Kind kann wunderbar mit der Aussage leben „ich kann das prima lesen (oder nicht! – dann muss das Kind noch mal nachbessern!), und wie man es richtig schreibt lernst du noch“ (oder bei starken Kindern: „Guck mal, so schreibt man es eigentlich!“).

Es ist wie immer eine Frage der Dosierung. Und um die kümmert sich der Lehrer. Schritt für Schritt!


Die Stärken und Schwächen, Empfindlichkeiten und sonstigen Entwicklungsschritte IHRES Kindes kennend wird er immer weniger Fehler zulassen, auf immer mehr Vorwissen bauen. Ein kurzer Text mit bekannten Wörtern in Klasse 2? Da dürfen schon mal alle Fehler korrigiert werden – ein langer, motivierter und phantasievoller Aufsatz über mehrere Seiten zum gleichen Zeitpunkt? Wenn Ihr Kind da alles korrigieren soll, wird es so eine Leistung nie wieder bringen…


Oft hängt es auch von den Fähigkeiten des Kindes ab, ob ein Lehrer es stärker nach Lauten und Regeln arbeiten lässt – oder das Kind doch ein paar Lernwörter mehr braucht, an denen es sich festhalten kann.

 

Die erste Gruppe Kinder wird diese Freiheit nutzen, inhaltlich besonders starke Produkte zu erzielen, der zweiten Gruppe geht aber nichts verloren, da diesen Kindern meist auch noch die Kraft fehlen würde, besonders abwechslungsreich und ausdrucksstark zu formulieren.

 

Ein sehr positiver Nebeneffekt der Mischmethode: Die Kinder lernen viel früher, gezielt mit Rechtschreibregeln zu arbeiten – der einzige Weg, wirklich später halbwegs sicher zu schreiben. Die Regeln zu Doppellauten haben wir gerade gemacht? Du schreibst „dafür braucht man fiel Waser“? Gehe bitte zurück und denke noch mal nach. Und wenn es das Lernwort „viel“ noch nicht gab, ist es für heute erst mal ok, wenn du „Wasser“ verbesserst.

 

Gerade sog "lernstarke" Kinder werden so erstaunlich früh eine Rechtschreibsicherheit erlangen, die im klassischen System erst viel später einsetzte, denn hier wird der Lehrer immer die Möglichkeit haben, individuell Regelwissen "vor"zuliefern wenn er sieht, dass die ersten Regeln sitzen.

Ein Kind schreibt für sein Alter sicher – benutzt aber viel wörtliche Rede? Warum dann nicht schon in Klasse 2 die Regeln dafür individuell erklären – auch wenn andere Kinder damit noch überfordert wären und noch das „r“ am Ende von „Hammer“ raushören müssen.

So viel Individualität beim gemeinsamen „Vokabellernen“ – undenkbar!

 

Manche Wörter muss man einfach ab Klasse 1 auch auswendig lernen, wie das gute alte „und“. Für dieses „d“ gibt es wirklich keine Regel, keine Ableitung – es ist einfach so. Auch hier hilft der individualisierte Ansatz – nur Kinder, die diesen Fehler auch machen, müssen das Wort „pauken“ – wer „und“ instinktiv richtig schreibt, braucht die Kraft vielleicht, um sich ein falsches „h“ in „kahm“ abzugewöhnen.

 

Und das sich einmal falsch Geschriebenes für immer festsetzt ist – wie ich Ihnen ja bereits beim Erstklässlerelternabend demonstriert habe - ein Ammenmärchen, ebenso, wie das viel Lesen eine gute Rechtschreibung unterstützt (dennoch: Viel Lesen! Ist für andere Bereiche sehr wichtig!).


Und motivierend, es später „noch richtiger“ zu machen bleibt es auch! Das Lauf- oder Dreirad war für Ihr Kind klasse – und Sie mussten es nicht anschwindeln „das ist ein richtiges Fahrrad“. Dennoch hat es Freude bereitet, Freiheit gegeben – und das richtige Rad war noch mal ein bedeutender neuer Erfolg. Aber hier wissen Sie als Eltern instinktiv: Wenn Sie Ihren Zweijährigen gleich aufs 24er Rad setzen, damit er von Anfang an „richtig Fahrrad fährt“, werden die vielen Stürze und Verletzungen seine Liebe zum Radsport nicht unbedingt beflügeln…

 

 

Was sicherlich absolut richtig ist:
Es gab und gibt Kinder, denen fällt Rechtschreibung von Anfang an leicht, daran hat sich nichts geändert und wird es auch nicht. Und anderen Kindern fällt es immer etwas schwerer.


Auch die Diskussionen am Ende von Klasse 4 „die Kinder schreiben noch nicht gut genug“ bestanden bereits in den 80er Jahren und werden und wurden an allen Schulen gleich geführt. Der naheliegende Schritt einfach zu akzeptieren, dass eine sichere Rechtschreibung nicht in vier Jahren zu erlernen ist und es immer nur Ausnahmekinder sind, die es dennoch schaffen, gelingt uns nun seit bald 40 Jahren Rechtschreibdiskussion nicht – und wird uns vermutlich so bald auch nicht gelingen.

 

Es darf mit Sicherheit hier und da ein klein bisschen mehr auf Rechtschreibung geachtet werden.

Da sind wir an unserer Schule in den Klassen mit den Pensenplänen die Einzelrückmeldung zu jeder Aufgabe durch den Lehrer erfordern aber auf einem sehr guten Weg. Hier ist es bereits üblich, dass immer noch Verbesserungen vor dem „Häkchen“ durchgeführt werden und der Lehrer kann ganz individuell das einfordern, was Ihr Kind leisten kann und den Anspruch in gut verträglichen „Happen“ stetig erhöhen.

Mal ist es eine Regel, die vertieft werden muss – mal ein Lernwort, was im „Auswendig-Schatz“ noch fehlt – und mal sind es nur Konzentration und Sorgfalt, die bei allen Kindern (Menschen?) mal ihren Tribut fordern.

 

Wir müssen aber gerade in diesem Bereich auch darauf aufpassen, dass den Kindern nicht jede Lust am Arbeiten und an der Schule vergeht – und das ist im Bereich des Schreibens (wie sicher viele von Ihnen aus eigener Schulerfahrung bestätigen können!) besonders sensibel.
Hier hat sich im Vergleich zu den 80ern tatsächlich etwas verändert!

Die Kinder müssen heute noch sehr viel mehr in immer kürzerer Zeit lernen. Der „Druck“ ist massiv gestiegen – aber auf was soll verzichtet werden? Auch die Lehrpläne für die Grundschule sind SEHR viel länger geworden!

 

Und die Erst- und Zweitklässler kommen heute auch nicht bereits nach der vierten Stunden nach Hause, um mit Geschwistern und Mutter am Mittagstisch den „Schulfrust“ aufzuarbeiten und ggf. vergessen zu können, sondern für viele ist die Grundschulzeit der absolute Schwerpunkt ihres „Kindheitslebens“ und somit auch stark charakterbildend.

 

Wenn Schulfrust und Lernverweigerung erst mal da sind, ist das Kind leider schon „in den Brunnen gefallen“.


Leider wissen Eltern dies im Vorfeld nicht, da das eigene Kind bestimmt immer das ist „was nur Einsen bringe würde, wenn man es nur richtig „fördert“ (drückt)“.


Doch wenn Sie sich ein bisschen umhören, werden Sie unzählige Eltern finden, die gerne den ein oder anderen Rechtschreibfehler in Kauf nehmen würden, wenn ihr Kind dafür seine Freude und Unbefangenheit beim Lernen zurückbekäme, die es plötzlich (?) total verloren hat. Und viele der Kinder, die in der Schule heute „so richtig scheitern“ würden bestimmt insgesamt mehr aus der Schule mitnehmen, wenn man mal ein bisschen häufiger zu Gunsten der Motivation ein paar Fehler übersehen hätte.

 

So lange es uns an Schulen zusammen mit den Eltern noch nicht gelingt, den Kindern wirklich zuverlässig zu vermitteln, dass Fehler und „Versagen“ zum Lernen dazu gehören, gemacht werden dürfen und folgenlos bleiben (ja, das geht!), sollten wir sehr damit aufpassen, Kindern noch häufiger klar zu machen „was sie alles nicht können“.

Artikel, wie sie nun wieder in der Presse und im Vorfelde des Wahlkampfes unterwegs sind, sind dabei nicht hilfreich. „Ihr Kinder macht heute alles schlecht – wir waren früher viel besser, wir sollten alles machen wie früher“ ist nicht die Botschaft, die wir unseren Schülern vermitteln sollten.

 

„Wir glauben an euch“, „ihr macht das toll“, „wir helfen euch, damit ihr noch viel besser werdet, als wir es waren“ ist das, was unsere Kinder brauchen.

 

Doch nicht nur die Leistungsschwächeren sind es, die unter einer rückwärtsgewandten Pädagogik leiden würden, gerade die Spitzen sind es, die wir immer wieder versucht sind „abzuknipsen“.

Hat der heute erfolgreiche Geschäftsmann wirklich ein Überblick, wie Kinder „früher“ gelernt haben? Nein, er weiß von seinen Erfolgen und dem Vergleich von Kindern meist mit ähnlichem Umfeld, die damals wie er zu den Besten gehörten. Die Breite hat er als Kind nicht wahrgenommen – heute sieht er die Breite und merkt, da sind nicht alle so stark wie er war. Doch weiß er, wo er hätte sein KÖNNEN, was noch alles in ihm gesteckt HÄTTE?

 

Der Elternrat unserer Schule bekommt demnächst bei seiner ersten Sitzung die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten 2013 in den Materialien für die Schulöffentlichkeit präsentiert. Diese Untersuchung der Leistungsfähigkeit unserer Schüler wurde von einem unabhängigen Institut ausgewertet und erstmals wurden auch die Jahrgangsstufen 2 getestet und ausgewertet.

 

Die Ergebnisse zeigen auf, wie das Leistungsspektrum sich in den Klassen auffächert und vergleichen unsere Klassen ausschließlich mit Klassen vergleichbarer Schulen. Da wir bereits „KESS 6“ (höchst möglicher Bildungsgrad der Eltern, höchst mögliches Durchschnittseinkommen der Eltern) sind, ist dies ein sehr kleiner Kreis von Vergleichsschulen in HH.

Bewertet wird, ob wir „im normalen“ Bereich DIESER GRUPPE liegen – oder es zu „deutlichen Abweichungen kommt“.

Vorweggenommen sei hier: Die individualisiert arbeitenden Klassen weisen eine deutliche Abweichung zu Vergleichsschulen auf – nach oben! Dies ist extrem selten, da wir bereits mit den Leistungsstärksten überhaupt verglichen wurden, dennoch ist der Vorsprung noch einmal eklatant!

Die extrem hohen Durchschnittswerte erreichen diese Klassen durch eine hohe Anzahl von Kindern, die Ergebnisse erreichen, die man Zweitklässlern normalerweise noch nicht zutrauen würde. Dies gelingt nur mit Freude und Lust zum Lernen – und wenn man früh auch nach oben öffnet und die Kinder „laufen lässt“.

Im klassischen System hätten auch diese Kinder nur erreichen können, was alle anderen auch schon können.


Das Lautieren – und damit die „frühe Erlaubnis frei zu schreiben und zu lesen“ ist daher ein unverzichtbarer Baustein auch für die Begabtenförderung! Viele dieser starken Kinder hätten früh ihre Begeisterung an Schule verloren, wenn sie immer nur schreiben und lesen dürften, was alle anderen auch lesen und schreiben dürften.

Langsameren Schülern hingegen ermöglicht es - bei konsequenter Unterstützung auch mit Lernwörtern und Systematiken - die Schullaufbahn nicht gleich mit frustrierenden "alles falsch-Rückmeldungen" zu beginnen und freudvoll und positiv an sich zu arbeiten.

 

Daher ist es durchaus bemerkenswert, dass sich immer gerade die Personen und Gruppierungen öffentlich zu Wort melden und versuchen alle Unterrichtsbestrebungen, die in diese Richtung gehen abzubrechen und zu „alt bewährtem“ zurück zu kehren, die dann kurze Zeit später öffentlich mehr Begabtenförderung fordern. Oder die besonders mit den Ängsten von Eltern spielen, die leistungsstarken Nachwuchs erhoffen, „dieser könnte nicht genug lernen in der Schule.“

Liebe Eltern: Lassen Sie sich da bitte nicht an der Nase herum führen….

 

Es mag richtig sein, dass die Rechtschreibleistungen insgesamt nachgelassen haben, doch diese eine Messgröße ist multikausal – dies monokausal zu begründen (Lautieren) ist absolut unwissenschaftlich.


Der Anteil nicht-deutschsprachiger Kinder hat sich massiv erhöht. Dies beeinflusst den Deutschunterricht auch für muttersprachliche Kinder in diesen Klassen. Die Kinder sind anteilig länger in der Schule, das Elternhaus tritt immer mehr in den Hintergrund, Hobbies, Medien, Interessen haben sich verändert, auch Erwachsene schreiben seltener (mit der Hand!) als Vorbild für die Kinder, zahlreiche andere Unterrichtsinhalte sind zum reinen "Schreiben/Lesen/Rechnen hinzugekommen und fordern das kindliche Gehirn usw.


Auch die „Vergleichsauswertung“ ist nicht ganz einfach: Wie vergleiche ich die Anzahl von Rechtschreibfehlern in einem simpel formulierten und knappen Text vor 30 Jahren mit einem kreativen und wortgewandten von heute?
Postkarten der Kinderlandverschickungen aus den 40ern und 50ern, wo die Kinder wirklich alleine, frei und ohne Lehrer schrieben (und inhaltlich so wie heute), haben eigentlich die gleichen Fehler wie heute: „wie get es euch? Ich hab euch lip“ ;-)

 

Bei „Patentlösungen“ durch einzelne „Grundschulexperten der Medien“ sollte man besonders vorsichtig sein, und ruhig mal den lieben „Dr. Google“ zur Hand nehmen: Wann war dieser Experte selber das letzte Mal in einer Grundschule? Hat er überhaupt JEMALS unterrichtet?
Es ist eine ganz andere Sache, mal ein Unterrichtsprojekt für eine Studie über ein, zwei Wochen durchzuführen und sich auf ein Fach oder nur einen Inhalt zu konzentrieren oder jeden Tag mit den Kindern zu leben. Ich behaupte mal, ein Großteil dieser Wissenschaftler wäre nach vier Wochen alleine mit einer Klasse mit den Nerven am Ende...

Da lernt man auch die anderen Facetten kennen, sieht, welcher Inhalte leidet, während ein anderer gestärkt wird, merkt, was bei dem Kind an Grundlagen fehlt, entdeckt besondere Talente usw., bekommt ein Gefühl dafür, wie viel Zeit ein Wackelzahn oder ein Schulhofstreit kosten können usw. Oft hören wir tolle Vorschläge (wie z.B. unlängst zu täglichen Schreibschriftschwungübungen) und nur den Lehrer aus der Praxis ist sofort klar, wie rasch die Kinder dies verweigern würden, wie stark Schulfrust und Unlust jeden Fortschritt wieder annullieren würden.

 

Eine Sache ist aber immer gleich geblieben: Eltern lieben Ihre Kinder und möchten alles richtig machen – und als Eltern wird man nicht geboren.
Da steht man nun mit seinem Kind und die viel diskutierte Schulwelt ist auf einmal da – bei der man doch soooo viel falsch machen kann (traut man den Medien). Entsprechend sensibel reagiert man auf jede Drohung und Warnung „da läuft was falsch mit euren Kindern“ und jedes Poltern öffnet gleich tausende Ohren.

 

Lassen Sie sich keine Angst machen – jede Generation hat ihre Aufgaben und auch Ihre wundervollen Kinder werden die ihren meistern! Wie die Hattie-Studie jüngst belegt, ist der wichtigste Faktor für Ihr Kind nicht die Methode, die Ausstattung oder die Klassengröße – sondern sein Lehrer, seine Lehrerin.


Bei Sorgen und Problemen helfen Ihnen fachkundige Experten aber immer gerne weiter - davon haben wir gut 20 Stück gleich in unserem Hause:


Für mich sind das diejenigen, die jeden Tag erfolgreich mit Ihrem Kind im Unterricht stehen und genau wie Sie bestrebt sind, einfach „nur“ das Beste aus Ihrem Kind zu machen, auch wenn Sie darüber dann keine Bücher verkaufen oder Wählerstimmen sammeln können.

 

Herzliche Grüße

Stephan Pauli
Schulleiter und praktizierender Grundschulpädagoge

ELBKINDER GRUNDSCHULE
Grotefendweg 20
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